Campus Martinshaus – Kirchentellinsfurt

2. Rundgang

Auslober: Kreisbaugesellschaft Tübingen mbH
Ausführungsort: Kirchentellinsfurt
Team: BAYR GLATT GUIMARAES ARCHITEKTEN, Augsburg,
LAB WE Birgit Welsch – Egger, Ulrich Egger, Tamara Löffler, Alexandra Altmann
Planung: 2021

Planungsleistungen:

  • Wettbewerb
PROJEKTBESCHREIBUNG:

Der Charakter des neuen Campus Martinshaus wird geprägt durch eine Abfolge mehrerer multifunktionaler Platzflächen. An die zentralen Plätze schließen nördlich und südlich Grünflächen an, die funktional den jeweils umliegenden Gebäudenutzungen zugeordnet sind. Es entsteht ein verkehrsfreier Campusbereich. PKW-Verkehr wird direkt an den westlich und östlich angrenzenden Verkehrsstraßen abgefangen. Dort werden die notwendigen und geforderten Stellplätze oberirdisch oder in der Tiefgarage unter dem Pflegeheim angeboten.

Zentrale fußläufige Erschließung – Campus mit Quartiersplatz, Begegnungsplatz und Eingangsplatz

Die fußläufige Haupterschließung des neuen Campus Martinshaus erfolgt in Ost-West-Richtung. Im Westen führen aus Richtung Ortsmitte beidseitig großzügige Wege um den Bestandsbauköper und öffnen sich hinter diesem zum neuen Quartiersplatz. Dieser fungiert als Empfangszone für die neuen öffentlichen Nutzungen im Bestandsbau wie Bücherei und Ärztehaus, und dient damit als Treffpunkt über das neue Quartier hinaus. Zusätzlich nimmt er aber auch die Eingangsbereiche der Wohnbebauungen für Studenten, Pflegekräfte und Bewohner des betreuten Wohnens auf. Als schattiger Baumplatz bietet Sitz- und Liegeplatz zum Lesen und für Nachbarschaftliche Kommunikation. Das Herz der Anlage und der zentrale Aufenthaltsraum ist der Begegnungsplatz. Hier treffen Hauptweg und Nebenweg zum angrenzenden Schulareal, zur Kernzeitbetreuung und zum Erweiterungsbau aufeinander. Flankiert von den Terrassenflächen des betreuten Wohnens und des Martinshauses, erstreckt sich unter einem Baumdach eine Aufenthaltsfläche für Jung und Alt. Schach, Tischtennis, ein Murmeltisch o.ä. bieten hier niederschwellige Spiel- und Aktivitätsangebote für alle Generationen. Die Lauf- und Spielmöglichkeiten und ein langes Wasserbecken in einem autofreien Umfeld, stellen einen attraktiven Anlaufpunkt für Kindergruppen der Graf-Eberhard-Schule, der Kernzeitbetreuung oder des Kindergartens Regenbogen dar. Aktive aber auch weniger aktive Bewohner des Pflegeheimes werden eingebunden in ein lebendiges Umfeld. Aus Richtung Osten erreicht man den neuen Campus über den Eingangsplatz des Pflegheimes. Der Zugang zum Gebäude wird begleitet von einer langen Sitzbank die in einem kleinen Platz vor dem Haupteingang mündet.

Angrenzende grüne Freiflächen – Bewegungspark, Gemüsegarten, Kinderbereiche, beschützter Garten

Der Grünbereich zwischen dem neuen Quartiersplatz und dem nördlich des Planungsgebietes verlaufenden Fußweg, geprägt durch eine schöne radiale Kirschbaumreihe, wird als öffentlicher Park weiterentwickelt. Entlang eines radialen zweiten Spazierweges der die Form der Bestandsgebäudes aufnimmt, entsteht ein Bewegungspark. Freiraumfitnessgeräte, Turnstangen und ein Kletternetz laden zu körperlicher Aktivität für alle Generationen ein. „Gemeinsam Gärtnern“ lautet das Motto des südlich angrenzen Freibereiches. Hier ermöglichen Mietbeete den Bewohnern der angrenzenden Wohnbebauung die gärtnerische Betätigung. Eine schattige Pergola begünstigt das Kennenlernen und den Erfahrungsaustausch nach getaner Arbeit. Gärtnerische Betätigung unter Anleitung in Form von Green Care Angeboten können auch im angrenzenden beschützenden Garten des Martinshauses wahrgenommen werden. Ein Rundweg führt entlang einer Gemeinschaftsterrasse und eines Erinnerungsgartens durch den geschlossenen Freibereich. Eine weitere Pergola bietet, eingebettet in den Böschungsbereich, einen geschützten Rückzugsraum. Die Baukörper der Kernzeitbetreuung sowie ein möglicher Erweiterungsbau werden von Norden erschlossen. Ein kleiner Vorplatz nimmt die Erschließungsfunktionen wie Fahrradständer und jeweils ein kleines Nebengebäude auf. Die Freianlagen und Spielflächen sind südwestlich orientiert. Die Gruppenräume setzen sich im Freiraum in Form von befestigten und möblierten Terrassen fort. An die Terrassen sind Bewegungs- und Spielflächen angegliedert. Kletter- Balanciergeräte und Schaukel finden in entsprechenden Fallschutzbereichen Platz. Die circa zwei Meter hohe Abböschung von den höher liegenden südlichen Bauten zu den Kinderhäusern bietet eine spannende Ergänzung des Spielangebotes und kann als Rodelhügel, Rutschenberg, als Startpunkt für Seilbahnen oder für Sitzstufen genutzt werden.

Geländegestaltung

Unter Maßgabe einer barrierefreien Erschließung aller Gebäude orientiert sich die Höhenlage der geplanten Baukörper an den angrenzen Erschließungswegen. Demzufolge ergibt sich eine Höhenstaffelung der Gebäude von ca. 1,60m von West nach Ost fallend. Die fußläufige Haupterschließung folgt diesem Gefälle. Es entsteht eine barrierefreie Durchquerung des gesamten Areals ohne Treppen und Rampen. Die Erschließung der Kernzeitbetreuung und des Erweiterungsbaus erfolgt von Norden. Diese Gebäude sind entsprechend nochmals 1,3m beziehungsweise 2,5m tiefer situiert. Freie Rasen- oder Wiesenböschungen überwinden diesen Höhenunterschied, gliedern und strukturieren den Campus und bieten darüber hinaus vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für Spielangebote.

Nachhaltigkeit im Freiraum

Der Campus ist in Ost-West sowie in Nord-Süd-Richtung von Baumreihen durchzogen, die an die Begrünung der benachbarten Bereiche anschließen und damit eine Vernetzung von Grünverbindungen über die Grenzen des Campus hinaus ermöglichen. Ein Verantwortungsvoller Umgang mit Regenwasser sowie ein ausgewogenes Verhältnis von versiegelten Flächen und Versickerungsflächen liegen dem Konzept zu Grunde. Während die Hauptwegeerschließung befestigt ausgeführt wird, sind alle, Nebenwege und zentralen Platzflächen als wassergebundene Belagsflächen geplant. Diese Kombination ermöglicht Barrierefreiheit wo erforderlich und dennoch maximale Versickerungs- und Rückhaltemöglichkeiten für Regenwasser. Eine möglichst dezentrale Versickerung oder Rückhaltung des anfallen Dach- und Oberflächenwassers zum Beispiel über weitläufige Mulden, dient der Minimierung von Abflussspitzen.